Das Interview mit fairnergy* führe ich mit Alexandra Koch – Mitarbeiterin im Marketing und in der Öffentlichkeitsarbeit.
Hallo Alexandra – ich hoffe dir geht es gut? Du bist seit 2020 bei fairnergy*, also einer Zeit in der die Masse noch gar nicht von der THG-Quote wusste. Entsprechend hast du sicher alle Höhen und Tiefen bisher erlebt?
Alexandra (fairnergy): Als ich 2020 eingestiegen bin, war die THG-Quote noch ziemlich unbekannt und noch in ihrer Entwicklung. Damals war es nur Unternehmen, also z.B. Energieversorgern, möglich, die THG-Quote zu handeln. Dementsprechend waren wir damals nur mit unserer B2B Marke GreenTrax auf dem Markt. Für 2021 wurde die THG-Quote dann auch für private Halter*innen von E-Fahrzeugen geöffnet. Das war eine besonders spannende Phase, da wir fairnergy* entwickelt und auf den Markt gebracht haben.
Dank unserer Erfahrung, die wir bereits mit GreenTrax im Bereich THG-Quote gesammelt haben, konnten wir in kürzester Zeit ein gutes und faires Produkt für den B2C-Markt entwickeln. Es war spannend zu beobachten, wie sich der Markt verändert hat und wie viele THG-Anbieter plötzlich aus dem Boden geschossen sind. Der gesamte Markt ist in kürzester Zeit ziemlich turbulent geworden. Trotz allem hat uns das aber nicht aus der Ruhe gebracht. Dank unserer THG-Quoten-Experten in unserem Team, hatten wir die Veränderungen auf dem Markt immer gut im Blick und konnten fairnergy* in Ruhe weiterentwickeln, tolle Kooperationen zu unseren Impact-Partnern aufbauen und hatten sogar noch Zeit uns permanent politisch dafür einzusetzen, die THG-Quote zu einem wirksamen Klimaschutz-Instrument zu machen.
Was macht deiner Meinung nach fairnergy* zum idealen THG-Anbieter?
Alexandra (fairnergy): Die Frage ist, was man sich von einem THG-Anbieter wünscht. Für diejenigen, die das Ziel verfolgen stets die meisten Erlöse aus der THG-Quote zu erhalten, sind wir vermutlich nicht der richtige Anbieter, da unsere Prämie nicht immer die höchste auf dem THG-Quotenmarkt ist. Wir halten nichts davon unsere Quote risikobehaftet anzubieten. Stattdessen haben wir unser Produkt so entwickelt, dass wir guten Gewissens eine faire Quote für all unsere Mitglieder anbieten können. Ganz wichtig bei uns ist natürlich außerdem der Nachhaltigkeitsfaktor. Interessiert man sich für die Energie- und Verkehrswende und möchte den Klimaschutz unterstützen, hat man bei fairnergy* auf jeden Fall einen Anbieter, der sich auch noch politisch für die Wirksamkeit der THG-Quote einsetzt.
Mit unseren Kooperationspartnern wie Africa Greentec und der ANDHERI HILFE arbeiten wir auf vertrauensvoller Basis zusammen daran, die Energiewende weltweit zu beschleunigen. Bei jeder Spende an ein Energieprojekt legen wir noch einmal 50% obendrauf. Und das hat in so kurzer Zeit bereits viel Wirkung erreicht: Gemeinsam mit unserer Community haben wir somit bereits über 1,3 Millionen Euro an Spendengeldern gesammelt. Für unsere Idee, die THG-Quote zu nutzen, um nicht nur in Deutschland die Verkehrswende voranzutreiben, sondern auch dafür, weltweit den Ausbau nachhaltiger Energien zu fördern, haben wir von Anfang an viel positives Feedback von unserer Community bekommen. Unser Ansatz kam auf dem THG-Markt so gut an, dass auch andere Anbieter anfingen eine Spendenoption anzubieten. Das ist natürlich nicht so gut für uns als Unternehmen – aber sehr gut für die weltweite Energiewende 😊
Darüber hinaus sind wir als Unternehmen Teil der Gemeinwohlökonomie und unterstützen das gemeinwohlorientierte Wirtschaften. Wir leben Fairness auch von innen: Transparenz und Gleichberechtigung stehen bei uns als Arbeitgeber ganz oben. Entscheidet man sich für fairnergy*, entscheidet man sich gleichzeitig für ein Unternehmen, das sich für Gemeinwohl und nachhaltiges Wirtschaften einsetzt.
Wie kam es zu der Idee, dass ihr die Lenkungswirkung der THG-Quote aktiv steuern möchtet und entsprechend mit nachhaltigen Firmen kooperiert?
Alexandra (fairnergy): Unsere Vision ist es, die Energiewende zu beschleunigen. Unser Unternehmen und all unsere Aktivitäten stützen sich auf unseren Purpose jedem Menschen weltweit Zugang zu einer nachhaltigen Energieversorgung zu ermöglichen. In der THG-Quote sahen wir bei unserer Gründung ein wertvolles Klimaschutz-Instrument, das viel Potential hat, um die Energiewende im Verkehr voranzubringen. Allerdings sahen wir in ihrer Umsetzung auch noch viel Verbesserungspotential. Deshalb haben wir uns von Anfang an dafür eingesetzt, die THG-Quote wirklich wirksam zu machen.
Unsere Idee war, die Gelder, die durch die THG-Quote von der Mineralölindustrie in nachhaltige Elektromobilität fließen, direkt weiterzuleiten in den Ausbau nachhaltiger Energien im globalen Süden. Dafür war es natürlich notwendig mit erfahrenen Kooperationspartnern zusammenzuarbeiten. Mit der ANDHERI HILFE hatten wir schnell einen ersten vertrauensvollen Kooperationspartner gefunden. Durch die Organisation haben wir viel darüber gelernt, was im globalen Süden wirklich benötigt wird und wie wir die Spenden am effektivsten nutzen können.
Erst kürzlich gab es die Information, dass der erste THG-Anbieter vorläufige Insolvenz angemeldet hat. Entsprechend erreichen mich regelmäßig Anfragen, ob Anbieter seriös sind und tatsächlich eine Auszahlung erfolgt. Was meinst du – erfolgt hier noch ein Umbruch und eine Konsolidierung am Markt?
Alexandra (fairnergy): Der Markt war 2022 wirklich turbulent und hat in Kürze eine große Dynamik entwickelt. Wir waren sehr überrascht, wie viele Anbieter in kurzer Zeit auf dem Markt entstanden sind und ehrlich gesagt auch erstaunt, dass nicht bei allen fundierte Kenntnisse zum Quotenmarkt vorhanden waren. Im Quotenjahr 2022 kamen einige begünstigende Faktoren zusammen: Ein hoher Quotenpreis zum Start, ein vergleichsweise guter Strommix als Basis der Quote. Das hat den Markt für THG-Anbieter besonders attraktiv gemacht. Wir haben schon vermutet, dass wir ab 2023 auf dem Quotenmarkt eine Konsolidierung sehen werden.
In diesem Jahr ist die Quote nicht mehr ganz so hoch wie im Vorjahr. Anbieter, die ihren Fokus daraufgelegt haben, ihren Kund*innen eine möglichst hohe Quote zu bieten, können das Angebot nicht mehr halten. Es ist wichtig als THG-Anbieter den Markt und die potentiellen Preisschwankungen im Blick zu haben, um seinen Kund*innen keine Erlöse zu versprechen, die nicht realistisch sind. Wir können selbstverständlich nicht mit Sicherheit sagen, was die Gründe sind, aus denen Mitstreiter auf dem Markt letztendlich insolvent gegangen sind. Für fairnergy* und GreenTrax machen wir uns aber keine Sorgen, da wir bereits seit 2018 auf dem Markt sind und die Risken dank unserer Erfahrung sehr gut abschätzen können.
Vor diesem Hintergrund ist klar, dass jedes Unternehmen Kapital für die Organisation, den Support und natürlich die Abwicklung für die Kunden benötigt. Wie gestaltet ihr die Verteilung der Quote?
Alexandra (fairnergy): Derzeit zahlen wir eine Prämie in Höhe von 200€ aus. Der Marktpreis für die THG-Quote schwankt im Moment zwischen ca. 240-250€ der Klasse M1. Mit der Differenz finanzieren wir unsere internen Kosten wie Personal, Infrastruktur uvm. Übrig bleibt ein kleiner Gewinn, den wir aber auch für die Finanzierung des 50%-Spendenaufschlags verwenden. Wenn viel gespendet wird, machen wir für dieses Fahrzeug Verlust. Wird nichts gespendet, dann verwenden wir diesen Gewinn dazu an anderer Stelle die Spenden zu finanzieren.
Kannst du uns schon etwas verraten, was es in Zukunft bei fairnergy* Neues gibt?
Alexandra (fairnergy): Erst im Juni haben wir fairnergy* erweitert und nun auch für kleinere E-Flotten und Ladepunkte zugänglich gemacht. Das bedeutet, dass sich E-Flotten und/oder Ladepunkte mit einem jährlichen Volumen unter 100 MWh auch direkt bei fairnergy* registrieren können. Somit wollen wir es insbesondere für kleinere Gemeinden, Stadtwerken oder Communities einfacher machen am THG-Quotenmarkt teilzunehmen. Größere Firmen mit Mengen von über 100MWh betreuen wir weiterhin bei unserem B2B Produkt GreenTrax.
Außerdem gibt es noch tolle Neuigkeiten: Gerade arbeiten wir daran ein neues E-Benefit in unser Portfolio aufzunehmen. Dazu werden wir in Kürze mehr auf unseren Kanälen verraten 😉
Vielen Dank für das Interview und natürlich viel Erfolg weiterhin. Möchtest du unseren Lesen noch etwas sagen?
Alexandra (fairnergy): Uns ist es wichtig als Unternehmen die Energiewende im Verkehr in Deutschland voranzubringen. Die THG-Quote kann ein wertvolles Instrument dafür sein, weshalb es besonders wichtig ist sie richtig zu nutzen. Dass wir bereits so viel erreicht haben und insgesamt mittlerweile über 1,3 Million Euro an Spendengeldern für Energieprojekte gesammelt haben, verdanken wir besonders unserer tollen Community. Ohne jeden Einzelnen von euch, hätten wir niemals so einen wertvollen Beitrag für die weltweite Energiewende leisten können. 😊
Kurzübersicht:
- Gründung: 2020
- Höhe der Auszahlung: 200 € für PKW und Roller, 300 € für Nutzfahrzeuge und 10 Cent/kWh
- Spenden-Option: Ja, zu jeder Spende legt fairnergy noch einmal 50% drauf
- Laufzeit bei Abschluss: 1 Jahr
- Sofortzahlung möglich? nein
- Anzahl der Mitarbeiter: 17 Mitarbeitende (nicht alle VZ-Kräfte) plus Aushilfen
- Partner: Impact-Partner sind die ANDHERI HILFE, Africa Greentec*, ForTomorrow, Deutsche Umwelthilfe und Greenvesting*. E-Benefit Partner ist &Charge*. Mit &Charge* können die Erlöse aus der THG-Quote direkt in Freikilometer umgewandelt werden
- Flotten- und Firmenkunden? Ja, für Kund*innen mit einem jährlichen Volumen bis zu 100MWH. Alle Kund*innen mit einem höheren jährlichen Volumen laufen über GreenTrax
- Besonderheiten: Besonders nachhaltiger und fairer Anbieter und einer der ersten THG-Anbieter auf dem Markt. Unternehmen ist Teil der GWÖ (Gemeinwohlökonomie) und arbeitet mit vertrauensvollen Organisationen wie der ANDHERI HILFE und Africa Greentec* zusammen.
Einen guten Überblick über die aktuellen Top-THG-Anbieter in Deutschland gibt es hier im THG-Vergleich*
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